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Barbara Niccolini

Raum für unsere Kinder


Unsere Kinder sind für uns das wichtigste auf der Welt, wer würde das nicht bestätigen. Und das zeigt sich meist auch in unseren Räumen, unserem Zuhause. Wir ändern unsere Raumaufteilung, wenn Kinder in unser Leben kommen, wir ziehen oft sogar um, damit für alle genug Platz ist und unsere Kinder ein eigenes Zimmer haben können, um sich frei zu entfalten. Welchen Raum Kinder brauchen, vom Kleinkind bis zum Auszug und in besonderen Situationen, wie Austausch oder Trennung, dazu teile ich hier meine ganz persönlichen Erfahrungen und Empfehlungen mit dir.

NÄHE IST WICHTIG

Wenn unsere Kinder noch jung sind, möchten sie am liebsten in unserer Nähe sein, beim Schlafen, so wie auch beim Spielen. Uns Müttern (und Vätern) ist es ja auch wichtig, die Kinder im Blick und auch in Hörweite zu haben. Junge Familien, die gerade ein Haus gekauft haben und die Kinderzimmer meist in einem anderen Stock als auf der Wohnebene haben, empfehle ich daher unbedingt direkt einen zusätzlichen Spielbereich / Spielecke mit einzuplanen, wo sich die Wohnebene befindet und das Alltagsleben stattfindet. Wir legen bei der Renovierung und Gestaltung oft ein Hauptmerkmal auf die Kinderzimmer und das ist langfristig gesehen auch gut so, aber es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass unsere lieben Kleinen in den ersten Jahren meist da spielen, wo wir sind. Wenn wir hier vorsorgen und direkt einen zusätzlichen Bereich schaffen, wo die Lieblingsbücher und ein paar Spielsachen, Malbücher, Bastelsachen ihren Platz haben, dann spart uns das Frust und Gedanken wie „Warum liegen hier überall Spielsachen, die Kinder haben doch so ein tolles eigenes Zimmer“. Ich spreche da aus Erfahrung: unser fünfjähriger Sohn nutzt sein Zimmer mit dem traumhaften Ausblick übers Neckartal nur zum Schlafen. Oft ist es mit einem gemütlichen Teppich und einem kleinen Regal oder ein paar Aufbewahrungskörben nahe der Küche schon getan und alle sind glücklich.

RÜCKZUGSRAUM FÜR TEENIES

Unsere drei Teenies hingegen lassen sich inzwischen nur noch eher selten im gemeinsamen Wohnbereich blicken, genauer gesagt nur, wenn sie Hunger haben, eine Unterschrift für eine Klassenarbeit oder einen Ausflug brauchen oder um zu fragen, ob sie sich nun doch endlich Snapchat installieren dürfen. Stimmt nicht ganz: eine unserer dreizehnjährigen Mädels backt gerne, also da wird dann die Küche mit einer Freundin zur Backstube mit Vincent Weiss Sound umgewandelt.

Ihre Zimmer sind ihnen heilig, natürlich ist anklopfen angesagt und die Tür nur manchmal einen Spalt geöffnet, weil dann die Katzen dort sind zum Kuscheln.

Zum Thema Rückzug und eigener Raum: Da die beiden Dreizehnjährigen sich ein großes Zimmer teilen, haben wir im Herbst erstmal zwei Wände aus Kallax Regalen hochgezogen mit einem Durchgang mit Vorhang. Damit man beim Regal nicht durchschauen kann (man will ja nicht von der eigenen Schwester gestalked werden ...) haben wir Regalböden als Zwischenwände eingefügt. Dennoch werden wir wohl langfristig um eine kleine Renovierungsmaßnahme mit richtiger Wand und eigener Zimmertür nicht herumkommen. Denn da sind sie sich die zwei einig „wir brauchen einfach unsere Privatsphäre“.

AUSTAUSCH IM AUSLAND

Als unsere Große letzten Sommer für sieben Monate nach Schottland aufbrach, da war ihr Zimmer für mich wie ein Stellvertreter für sie. Hinterlassen mit vollbeladenem Schreibtisch, das Bett (Dreh und Angelpunkt im Leben einer Fünfzehnjährigen) ganz "unfengshuimäßig" im Erker (der Schreibtisch in der eher dunklen Zimmerecke – man muss Prioritäten setzen) aber mit dem Angebot „ihr könnt mein Zimmer benutzen, wenn ihr mal in Ruhe telefonieren wollt“. Das wurde auch von den Schwestern so akzeptiert, die Frage, ob eine der beiden in das Zimmer zieht, war erstmal kein Thema. Erst nach ein paar Monaten kam die Frage auf und ich dachte mir, dass es ja durchaus Sinn macht. Und dann nach der ersten Nacht, als ich morgens in das Zimmer meiner Großen kam und da „besetzt“ war, merkte ich, dass ich dieses Zimmer für sie und auch für mich brauche, dass da kein anderer aus der Familie einziehen kann – es war schließlich keine Notsituation. Denn es hat sich für mich angefühlt, als hätte meine Große dann bei uns zuhause keinen Platz mehr. Auch für sie war es ein Thema, denn sie wusste zwar, dass sie in dem Sinn keinen Anspruch erheben kann, da sie ja einen Austausch machte, aber für sie war es ebenfalls total wichtig, zu wissen, dass zuhause ihr Zimmer ist, ihre Basisstation, das auf sie wartet. So habe ich übrigens auch ihren Stuhl in der Küche am etwas beengten Tisch tapfer verteidigt. Mein Mann und die Mädels hatten ihn ganz selbstverständlich zur Seite gestellt, damit wir mehr Platz haben... Ach ich freu mich so wahnsinnig, dass sie morgen wieder kommt.

TRENNUNGSSITUATIONEN

Inzwischen gibt es viele Kinder mit getrennt lebenden Eltern, die zwischen zwei Haushalten hin und her pendeln. Und auch wenn die Kinder meistens den Großteil ihrer Zeit bei der Mutter verbringen und oft nur am Wochenende beim Vater sind, ist dort ja auch ihr Zuhause. So finde ich es enorm wichtig, dass die Kinder auch beim Vater ihren eigenen Raum haben. Es ist einfach wie ein Anker und die Kinder wissen, spüren, sehen: „auch beim Papa hab´ ich mein Zuhause und meinen Platz“ Das stärkt die Beziehung ungemein und hat auch viel mit dem Gefühl zu tun „es wert zu sein“ auch im neuen Leben des Vaters seinen Platz zu haben. Ich schätze es sehr an meinem Exmann und Vater meiner zwei Mädels und bin sehr dankbar, dass die Kinder bei ihm immer ein Zimmer hatten und haben, mit ihrem eigenen Bett und ihren Sachen. Ich erinnere mich noch genau, wie berührt ich war, als ich das erste mal das Zimmer der Mädchen bei ihm sah, das ganz liebevoll eingerichtet und gestaltet war. Da wusste ich, es ist alles gut. Und mitunter deshalb sagen sie auch voller Überzeugung, dass sie zwei Zuhause haben. Das kann manchmal eine Herausforderung sein, gerade, wenn auch der Vater wieder eine neue Familie hat und dann den Kindern aus erster Ehe diesen Platz zugestehen müssen. Ich kann nur sagen, es lohnt sich und danke an alle Beteiligten!

WENN DIE KINDER FLÜGGE SIND

Und was, wenn die Kinder irgendwann ausziehen? Ihre eigene Wohnung oder WG Zimmer haben? Da habe ich noch keine persönlichen Erfahrungswerte. Ich empfehle, dass nach einer Weile (die wahrscheinlich für jeden unterschiedlich lang ist und auch von der Größe des Hauses abhängt) man für sich überprüft, ob man eigentlich Abstriche macht im eigenen Leben, nur um diesen Raum für die erwachsenen Kinder frei zu halten, die dann nur ab und zu mal vorbei kommen und vielleicht nicht mal über Nacht bleiben (je nachdem, wo sie inzwischen wohnen). Ich hatte vor einigen Jahren eine Kundin mit einer Dreizimmer Wohnung und ein Zimmer davon gehörte noch dem 23-jährigen Sohn, der bereits seit vier Jahren ausgezogen war. Die Frau wünschte sich so sehr ein Zimmer zum Yoga machen und arbeiten, aber das Zimmer des Sohnes war voll mit seinen alten Sachen. Sie kam auch gar nicht auf die Idee, diesen Raum für sich zu nutzen und dachte daran umzuziehen. Ich gab ihr die Empfehlung mit ihrem Sohn zu sprechen und für sich zu überprüfen, ob sie inzwischen bereit war loszulassen. Denn nach einer Zeit, wenn die Kinder erwachsen sind, und der Platz anders genutzt werden kann, dann ist es auch wichtig, dies zu tun und den Raum wieder zu füllen und für sich einzunehmen, damit die Energie gut fließt und der Raum belebt wird. Ein zu großes Haus zum Beispiel, in welchem viele Zimmer nicht mehr regelmäßig genutzt werden kann auch Energie abziehen. Es fühlt sich dann anstrengend an, die Energie im Haus vital zu halten, da einige Räume nicht belebt sind. Ich werde euch berichten, wenn es dann bei uns mal soweit ist, aber das dauert ja zum Glück noch ein bißchen.

Was sind deine Erfahrungen zu diesem Thema? Ich freue mich, wenn du diese direkt hier im Kommentarbereich teilst.


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